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Detox an sich ist ja eine tolle Idee, aber warum wirkungslose Detox-Produkte kaufen statt sich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen? Detox funktioniert, aber es funktioniert nicht mit gemogelten Werbeversprechen. So schwer ist das Thema Entgiftung auch wirklich nicht. Wer entgiften will muss kein kleiner Heilpraktiker werden. Er darf sich nur nicht verwirren lassen. Hierfür sind die folgenden Grundsätze, wie ich hoffe, hilfreich. Denken Sie einfach konsequent nach und dann wird Entschlackung ganz einfach…

Nahrung darf nicht immer „denaturalisiert“ sein. Die Betonung liegt auf nicht immer. Sie darf ruhig auch denaturalisiert sein. Aber die Natur macht die besten Lebensmittel und ein drittel der täglichen Nahrungszufuhr sollte selbstgekocht oder naturbelassen sein. Selbstgekocht ist oft natürlich, aber nicht immer. Gemeint sind Gerichte mit frischen Zutaten. Kochen zerstört übrigens nicht alle Inhaltsstoffe. Die Chinesen kochen Hühnersuppe für schwangere Frauen einen Monat lang damit für die Mutter nach der Geburt eine ultrakraftvolle Suppe bereit steht. Die Inder zerkochen Spinat über Stunden und siehe da im Gericht „Palak Paneer“ kommt der Spinatgeschmack durch das stundenlange zerkochen sogar noch stärker in den Vordergrund. Wer aber konservierte oder getrocknete Lebensmittel verkocht, der nimmt sich wirklich Nährstoffe. Denaturalisiert meint dass ein Lebensmittel eine Vielzahl an Verarbeitungsschritten mitgemacht hat. Dosenravioli zum Beispiel: hier wird Weizen geerntet und gemahlen. Jemand anders kauft am Weltmarkt diesen Weizen säckeweise und macht daraus eine Nudel. Die lässt er trocknen und verkauft sie an den Raviolihersteller. Der hat eine Maschine mit der er eine Ravioli-Füllung in Form von 100kg Brei herstellt. Die Füllung kommt mit der Nudel zusammen und wird abermals eingekocht. Jetzt noch ab in eine Blechdose und die Ravioli ist noch 2 Jahre später für Sie da um gegessen zu werden. Das ist doch grausam. Deshalb selber kochen und am besten frisch, eben nicht denaturalisiert. Rohkost kann bedingt hilfreich sein aber bitte, bitte nicht nur Rohkost. Das ist nämlich auf Dauer für viele gar nicht gut, bzw. es kühlt den Magen ab.

Als nächstes sollten Sie sich angewöhnen brav zu essen. Brav essen heißt nicht ständig zu sündigen. Ein Stück Kuchen ist sündigen und ein Stück Kuchen ist toll. Bitte essen Sie aber nicht nur Kuchen, Pommes, Schoko, Döner und Co. Sündigen ist schnell erklärt, oder? Aber was ist brav essen? Brav essen ist alles das was auch ein Steinzeitmensch gegessen haben könnte. Man nennt das auch die palesophische Philosophie. Eine Art Lebensstil des Urmenschen. Dieser Lebensstil hat den Vorteil dass unser Körper sich in Milliarden von Jahren evolutionär daran angepasst hat. Für ganz viele Lebensmittel hat er dazu noch gar nicht die Zeit gehabt. Denken Sie einmal an Nudeln. Die Deutschen sind in den 60ern mit ihren Autos das erste mal über den Brenner nach Italien in den Urlaub gefahren. Dort angekommen wurden sie mit Nudeln konfrontiert. Hoffnungslos überfordert von der Herausforderung eine Nudel auf die Gabel zu bekommen, griffen manche faul zur Schere und schnitten die hängenden Nudeln ab. Wir haben in unserer Evolution noch keine Zeit gehabt uns effektiv an die Nudel zu gewöhnen. Genauso kennt unser Körper Frühlingsrollen erst seitdem es Gefrierfächer gibt. Die Chinesen kennen die Frühlingsrolle aber schon viel länger. Dafür kennen sie keine Milch und rund 95 Prozent aller Asiaten haben eine Milchunverträglichkeit und reagieren auf Milch allergisch. Sie sollten also brav gucken was Ihr Körper seit Jahrmillionen kennt. Das sind Früchte, Nüsse, Fleisch, Gemüse und Gräser (Salat). Mein Tipp: essen Sie morgens brav. Zum Beispiel durch einen Smoothie , zuckerreiches Obst oder einen Haferbrei mit eingekochtem Kompott. Das ist von Person zu Person anders und für den ein oder anderen auch abhängig vom Insulinhaushalt. Man kann es etwas anders umsetzen, aber es ist grundsätzlich machbar. Dann haben Sie einen Großteil des Tagwerkes an brav sein geschafft. Vielleicht sündigen Sie dann am Mittag und werden Abends noch mal etwas brav mit einer leichten Gemüsesuppe… Oder Sie essen auch Mittags brav und fühlen sich sofort wie ein Held der bewussten Ernährung, weil Sie den ganzen Tag so effektiv auf Ihre Ernährung geachtet haben! Durch das brave Frühstück entgeht man nämlich diesem ständigen herumnörgeln an sich selbst durch Vorwürfe, nicht konsequent genug zu sein oder nie mit dem brav essen anzufangen. Das kann man sich nach einem braven Frühstück sparen weil man ja schon fleißig war, geschickt nicht?

Als letzten Detox-Grundpfeiler sollten Sie sich Zeit lassen! Wer die Hand allzu fest zu einer Faust ballt und zusammendrückt, der wird müde und lässt früher los. Detox ist eine Frage des Lebensstil. Es ist nicht möglich durch eine befristete Diät zu entschlacken. Es geht nicht darum Gifte auszuleiten, um sie dann wieder unkontrolliert ansammeln zu können. Das ist ein grundsätzliches Missverständnis denn wir sind gar nicht vergiftet. Es gibt den Begriff der Schlackestoffe im Stoffwechsel nicht. Aber es gibt den Begriff des Lebensstils. Unsere Körper sind einfach grundlegend andere Vehikel durch unsere Ernährung. Vergleichen Sie einmal ein Auto, einen Traktor und ein Transportschiff. Das Transportschiff hat gigantische und langsame Motoren mit denen es eine Schraube andreht um gemächlich mit viel Last voranzukommen. Kurz gesagt: es ist grob. Ein Traktor ist schon etwas agiler. Er kann aber im Motor mit altem Auto-Öl geschmiert werden, weil die Technik eines Traktors eher robust ist. Ein Bauer sagte mir mal als ich einen Traktor besaß: „schmeiß da irgend eine alte, schwarze Mocke in den Motor – Altöl oder so- der fährt super damit. Der ist total anspruchslos!“. In ein Auto kommt hingegen nur Hochleistungsöl und es wird mit hochwertigen Brennstoff gefüttert. In einem Transportschiff wird Schiffsdiesel verbrannt. Der macht die schwarzen Rauchfahnen, die so schrecklich stinken. Für uns Menschen ist die Nahrung der Treibstoff und das Schmiermittel mit dem wir zu einem Transportschiff, einem Traktor oder einem Rennwagen werden. Denaturalisierte Dosenravioli sind vielleicht leckerer als Blattsalat. Sie sind aber auch schuld an unserem Körperbau. Überlegen Sie sich selbst was für ein Fahrzeug Sie sein wollen. Aber glauben Sie nicht, Sie machen aus einem Traktor einen Rennwagen wenn Sie einmal im Jahr einen Detox-Tee in den Tank schütten oder auch mal für zwei Wochen Superplus tanken. Es kommt auf die Ausdauer an. Lassen Sie sich also Zeit und verändern Sie Ihre Ernährung behutsam und auf Dauer gerade so brav wie es für Sie im Alltag machbar ist. Wir müssen nicht alle Rennautos werden. Ein Hochleistungstraktor mit bequemer Federung im Gesäß und breiter Spur ist von der Funktion ein Alleskönner der mitunter mehrere hunderttausend Euro kostet und viel mehr Aufgaben übernimmt als eine schlanke Prestigekarre aus dem Fernsehen, die nur schönes Aussehen hat und geradeaus fahren kann…