Seite wählen

Meditation findet nicht im Sitzen statt!

Manche Menschen meditieren so gerne, dass sie jeden davon überzeugen wollen es auch zu tun. Aber vergessen wir nicht allzuoft den Unterschied zwischen einer Sitzübung und dem was Meditation bezwecken soll. Wer Meditation richtig versteht, der wird es nicht mehr so leicht haben es dem anderen schmackhaft zu machen…

Eines ist ganz klar: es besteht ein vollkommen falsches Bild davon was Meditation ist und genau deshalb hat Meditation für die meisten Menschen keinen Reiz. Dabei meditieren wir alle und häufiger als wir denken. Die Wirkung von Meditation ist ganz einfach zu verstehen wenn man das Hauptmissverständnis auflöst das die Menschen von Meditation abhält: Meditation findet nicht im Sitzen statt!!!

Das was wir gemeinhin als Meditation bezeichnen ist nicht Meditation, beziehungsweise es ist ein kleiner fast unbedeutender Teil der Meditation. Wenn wir im Schneidersitz auf einem Meditationskissen in einem Meditationsraum zu meditativer Musik in meditativer Grundhaltung und meditativer Stille verharren ist nicht etwas das auf wirkt. Wir werden nicht von der Stille transformiert. Wir sind danach genau so doof, dick, dünn, lustig, ein guter oder schlechter Mensch wie vorher. Wenn ein Bankräuber aus dem Meditationssitz aufsteht ist er noch immer einer der eine Bank ausrauben mag. In Stille sitzen ist nur eine Übung aber wofür ist sie gut? Schauen Sie sich einmal die Herkunft dieser Übung an. Es ist eine Übung für einen Mönch der seinen ganzes Tag einem Ziel widmet. Das Ziel ist nicht das Sitzen in Meditation sondern Gleichmut, Güte, Nichtidentifikation mit weltlichen Dingen und das Beenden von Leiden.
Der Mönch nutzt die morgentliche Meditation um sich zu fokussieren. Die Fokussierung ist ein Mittel zum Zweck und nicht ein Selbstzweck. Fokussierung am Morgen hilft am nachmittag wach zu sein für den Moment wo der Mönch etwas in seinem Leben ändern will: Wenn er sauer wird weil sein Bus zu spät kommt.
Da braucht er Fokus. Das ist nämlich da wo er alle Aufmerksamkeit braucht um nicht den Gleichmut zu verlieren. Da wo er Güte zeigen will für den Fahrer des Busses der auch nur seinen Job macht. Die Wartezeit ist die Zeit die er das hier und jetzt spüren will statt sich unnötigerweise repertitiv an sein Ziel zu wünschen an das er eh gerade nicht gelangen kann. Das ist der Moment wo er nicht so doof sein will zu glauben man könne die Wirklichkeit damit beeindrucken das man glaubt durch den Kauf eines Tickets auch ein Recht auf Pünktlichkeit erworben zu haben. Hier ist der Ort wo die Musik spielt! Hier entsteht Meditation! Meditation ist das Bewusste heraustreten aus alten Mustern. Das Sitzen auf dem Meditationskissen ist wahrlich nur die Vorbereitung.

Wer also Glaubt Meditieren ist so toll das es jeder mögen wird, der sollte sich kritisch fragen was er selbst jeden Tag an den Bushaltestellen dieser Welt macht. Die weitaus meisten Meditationsfans genießen die Ruhe und die Reizreduktion innerhalb der Stille und das Sitzen in einer Meditationshaltung hilft kein Verpflichtungsgefühl zu entwickeln jetzt losrennen zu müssen um etwas anderes zu tun. In diesem Sinne ist morgentliche Meditation keine Vorbereitung auf den Moment im Leben wo man etwas ändern will, sondern hedonistisch motivierter Zeitvertreib, die angenehmere Art zu sein. Es ist auch ganz klar das sitzen nicht jedem gleich gefällt. Deshalb kann man Meditieren nicht so gut empfehlen. Nicht alle brauchen weniger Reiz in ihrem Leben. Manche brauchen eine Achterbahn. Aber alle, wirklich alle, brauchen den Moment wo wir etwas Anders machen. Da wo uns nur Gleichmut, Güte und Nichtidentifikation hilft. Denn es gibt immer Situationen die uns jede Achtsamkeit rauben, wo wir vollkommen unbewusst werden und uns unheilvoll mit dem Geschehen identifizieren und dabei sind uns unglücklich zu machen.

Jeder der schon einmal einen Streit durchgestanden hat und sich versöhnen konnte hat meditiert. Jeder der die Zähne zusammenbeissen konnte und cool blieb statt auszuticken ist ein kleiner Buddha. Jeder der schlimme Gefühle unterdrücken konnte wurde dadurch gesegnet mit dem Wissen, Weisheit und echter Lebenserfahrung. Meditation ist der Moment wo wir uns ändern und zwar vom unbewussten Menschen zum Menschen im Buddha-Bewusstsein. Alles ist eins. Das Leiden ist nur eine Illusion. Unser wahrer Kern schwebt über dem Geschehen in der materiellen Welt. Wenn ich in Achtsamkeit bleibe habe ich mein Glück selbst in der Hand.

Sehen Sie: die Wirkung von Meditation ist ganz einfach verständlich, wenn man versteht das Meditation nicht im Sitzen stattfindet.